Unser Auftrag

Was leitet uns in unserem Tun? Was möchten wir anstoßen, wozu beitragen? Einige Antworten auf diese Fragen finden Sie, wenn Sie die fünf folgenden Leitsätze anklicken. Vielleicht inspirieren die Texte Sie zum Weiterdenken, zum Austausch mit Anderen oder dazu, mit uns in Kontakt zu treten.

Unsere Gesellschaft thematisiert Sterben und Trauer zunehmend – dennoch sind wir weit davon entfernt, darin bewusst eine Selbstverständlichkeit des Lebens zu sehen. Diese Selbstverständlichkeit bedeutet nicht Gleichgültigkeit oder Ignoranz. Sondern das tiefe, gelassene Wissen darum: So wird es irgendwann sein.

Wenn es irgendwann so sein wird, wie möchte ich dann mein Leben gestalten? Was ist mir wichtig? Was ist für mich gelingendes Leben?

Es ist die tiefe Überzeugung der Hospizbewegung, dass wir Menschen das Leben intensiver und sinnvoller leben, wenn uns sein Ende bewusst ist. Daher möchte der Thüringer Hospiz- und Palliativverband für diese Gesellschaft eine Spur legen und das Sterben wieder mehr ins Leben holen: als das natürliche Ende von uns allen.

Aufklärung über das Sterben setzen wir auf verschiedenen Wegen um: etwa durch unsere Bildungsarbeit, in unserer Akademie, an Schulen, bei Fachtagen und anderen öffentlichen Veranstaltungen.

Der Thüringer Hospiz- und Palliativverband möchte Angehörige – also letztlich uns alle – so informieren, ermutigen und befähigen, dass wir sterbenden Menschen beistehen können.

Wenn wir mit dem Sterben und der Trauer vertrauter werden, können wir uns in unserer Nachbarschaft, unserer Gemeinde, unserem Quartier aktiv um sterbende Mitmenschen sorgen.

Das Konzept der sogenannten Sorgegemeinschaft ist die Verbindung von sozialstaatlicher Verantwortung und lokalem Engagement. Eine solche Sorgegemeinschaft hat die Kraft eines Gegenentwurfs zum Sterben in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen.

Die meisten Menschen möchten gerne in dem Umfeld sterben, in dem sie auch ihr Leben verbracht haben. Noch ist das für viele ein unerfüllter Wunsch: Nahezu drei Viertel der Deutschen sterben entweder im Krankenhaus oder im Pflegeheim.

Der Thüringer Hospiz- und Palliativverband möchte Menschen den Mut machen, zuhause zu sterben, wenn sie es wünschen. Niemand soll in eine Einrichtung gehen müssen, weil er oder sie einsam ist. In der eigenen Umgebung sterben, im eigenen Zeitmaß sterben, mit zugewandten Menschen an der Seite: Das meinen wir, wenn wir vom selbstbestimmten Sterben sprechen.

Auf dem Weg dahin hat sich bereits viel entwickelt: Die ambulante Hospizarbeit ist deutlich gewachsen; es gibt mehr Hausärzte, die ambulant palliativ behandeln; in ambulanten Pflegediensten ist mehr Personal in Palliative Care qualifiziert; die Versorgung durch Teams der sogenannten Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung, SAPV, ist ausgebaut.

Der Thüringer Hospiz- und Palliativverband publiziert das Wissen um dieses kontinuierlich wachsende Netzwerk seit vielen Jahren regelmäßig in seinem Netzwerkheft.

Die Hospizbewegung ist ihrer Geschichte nach eine Bürgerbewegung. Es waren Bürgerinnen und Bürger, die in Deutschland als erste in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts den Anspruch des menschenwürdigen Sterbens gegenüber einer hochentwickelten Medizin-Technologie vertreten haben.

Bis heute ist die ehrenamtliche Begleitung sterbender Menschen ein gesellschaftlicher Gegenentwurf, der hohe Aufmerksamkeit und Wertschätzung verdient. Daher ist es ein wichtiges Ziel des THPV, das Ehrenamt zu wahren, zu fördern und seine Bedeutung immer wieder in gesellschaftliche Diskurse zu tragen.

Mehr zum Ehrenamt

Der Verband hat einen Film erstellt, in dem Ehrenamtliche über ihre Motivation für die Hospizarbeit berichten. Und der Bundesverband DHPV hat einen Film beauftragt, der junge Menschen für das Ehrenamt in der Hospizarbeit gewinnen möchte.

Hospiz ist Teil einer Gesellschaft, in der eine Fülle an Debatten stattfindet. Sie wirken sich in unterschiedlichem Ausmaß auf unsere Verbandsarbeit aus.

Derzeit sehen wir vor allem zwei Entwicklungen mit kritischer Distanz: Ökonomisierung und Institutionalisierung.

Einrichtungen der Hospizarbeit und der Palliativversorgung dürfen kein Mittel zur Steigerung von Renditen sein.

Deshalb betrachten wir es auch als eine wichtige Aufgabe, die Entstehung neuer Orte und neuer Konzepte der Sterbebegleitung aufmerksam zu beobachten: Wann haben wir den Eindruck, dass das Sterben ausgelagert wird? Wo besteht die Gefahr der Professionalisierung um ihrer selbst willen? Was brauchen wir tatsächlich, um das selbstbestimmte Sterben zu ermöglichen?

Das alles sind gesellschaftlich relevante Fragen, denen der Thüringer Hospiz- und Palliativverband seine Aufmerksamkeit widmet. Und bei denen es ihm stets darum geht, den Hospizgedanken zu schützen: die zweckfreie Sorge für den Mitmenschen in einer außerordentlich verwundbaren Phase seines Lebens, im Sterben.